Allein.

Ich bin allein. Ich bin allein. Ich bin allein. Ich erinnere mich.

Sie sitzt auf dem kalten Kellerboden, im dünnen Sommerkleidchen. Die Tür ist verschlossen. Es handelt sich um eine Strafe, das weiß sie. Sie weiß nur nicht, wofür. Das weiß sie selten, wenn sie bestraft wird. Und sie wird häufig bestraft.

Sie ist allein. Allein allein allein. Angebunden in ihrem Schlafsack. Am Bettgestell angebunden. Sie kann sich nicht drehen. Und nicht aus dem Bett steigen. Draußen hört sie die Stimmen der Nachbarskinder. Es ist noch hell. Sie spielen auf der Straße. Die Fensterläden vor ihrem Fenster sind geschloßen. In ihrem Zimmer ist es dunkel. Halbdunkel. Durch die Spalten in den Fensterläden kommt Licht.

Sie klopft an die Wand. In der Wand wohnen ihre fünf Schwestern. Die Schwestern sind immer zuhause. Sie leisten ihr Gesellschaft, wenn sie allein ist. Nur im Keller, da kommen sie nicht hin. Der Keller ist ihnen zu dunkel.

Sie klopft an die Wand, und eine nach der andern steigen sie zu ihr ins Zimmer. Carla Carla Franziska Martina Ursina. Wieso die ältesten zwei beide Carla heißen, dazu gibt es eine abenteuerliche Geschichte. Die Älteste war als Baby eine Weile verschollen gewesen.

Sie liegt angebunden in ihrem Schlafsack. Sie ist nicht mehr allein. Sie hört die Stimmen von draußen, die Kinder auf der Straße. Und sie hört die Stimmen ihrer Schwestern, die sie langsam in den Schlaf murmeln. Ihre Schwestern, die sie streicheln, sie lieb haben. Die sie beim nächsten Mal, bestimmt beim nächsten Mal, mitnehmen werden, durch die Wand hindurch, in ihr anderes Land.