da ich morgens und moosgrün. Ein Dankesbrief.

Mit „Und ich schüttelte einen Liebling“ begann meine Liebe zur Sprache von Friederike Mayröcker. Viele ihrer Bücher stehen bei uns im Regal. Frühmorgens, bevor die Kinder aufwachen, gönne ich mir zurzeit auf dem Balkon in der Morgensonne jeweils ein paar Seiten von „da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete“. Ein Buch, das mir mein Mann zum Geburtstag geschenkt hat, im Frühjahr, Apfelblütenzeit.

Sechsundneunzig Jahre alt ist sie geworden, geschrieben hat sie bis in ihre letzten Tage. Dann bleiben mir noch fünfzig Jahre. Jeden Tag ein paar Zeilen. Ich möchte mich bedanken. Die Mayröcker, die Bachmann, beide haben sie mich und meine Sprache mit geprägt, verändert, bestärkt, immer wieder, über viele Jahre. Die eine ist alt geworden, die andere jung gestorben. Die Mayröcker hat mir einmal ein Buch signiert, die Bachmann hätte ich gerne kennen gelernt. Die Bilder von den Räumen voller Zettel und Bücher haben mir immer gefallen, auch zu Zeiten, als ich aus zwei Rucksäcken lebte. Langsam gehört mir ein bisschen mehr Platz für Notizbücher, Bücher, Zettel, Traumnotizen. Ganz so wild und reich wie Mayröckers Arbeitsplatz sieht es noch lange nicht aus.

Als Kind musste ich Dankesbriefe schreiben, unter Aufsicht, für jedes Geschenk, ob es mich gefreut hatte oder nicht. Heute schreibe ich aus mir selber heraus. Einen Dankesbrief. Für die Mayröcker. Vielen Dank für die Freiheit Ihrer Sprache, für die Radikalität der Dichtung, für die Hartnäckigkeit, mit der Sie bei der Ihnen ganz eigenen Sprache geblieben sind, sie immer weiter bewegt haben. Vielen Dank dass ich Sie lesen durfte, durch Ihre vielen Bücher hindurch, und die Welt durch Ihre Sprache.