Plötzlich sind alle weg. Die Kinder ausgeflogen. Der Mann verreist. Die ersehnte Zeit allein zuhause. Mit nichts als mir. Und die Leere schlägt zu. Mit Gefühlen, die alles andere als angenehm sind. Oder mit einem Mangel an Gefühlen, einer Dumpfheit im Kopf. Einem Überdruck an Gefühl, der sich nicht als Gefühl mehr erklären lässt. Bestimmungsbücher, wie für die Pflanzen, Botanikunterricht. Aber die Gefühle lassen sich nicht bestimmen, nicht trennen, nicht aufdröseln. Ein Druck im Körper, eine Leere im Kopf, Gelüste nach Alkohol und Zucker. So schön ist es nicht, endlich mal wieder Zeit allein zu haben. So sehr ich mich danach gesehnt habe. Der Anfang ist immer so. Unangenehm. Wenn ich nicht wüsste, dass es mit der Zeit leichter wird, irgendwann jeweils sogar schön, dann würde ich gleich aufgeben, hinterherreisen, mich in Aktivitäten stürzen. Aber was ich brauche, ist erstmal Ruhe. Ruhe und Schlaf. Ein paar Zeilen schreiben. Tee trinken auf dem Balkon. Wieder schlafen. Weitere Zeilen schreiben. Einen leckeren Salatteller essen, nicht Kekse, stattdessen viele Farben mischen, ein bisschen Essig, ein bisschen Öl, ein paar Nüsse. Geschmackserlebnisse. Frische. Ein Glas Wasser. Und wieder schlafen gehen. Ich glaube, ich könnte stundenlang schlafen. Auch mitten am Tag. Vielleicht ist es genau das, was ich mir dieses Mal gönne. Tatsächlich schlafen zu gehen, statt das nächste Buch zu lesen, oder doch plötzlich wieder zu arbeiten. Nein, Pause. Ich habe eine Pause verdient. Ich werde schlafen, soviel ich schlafen kann. Lecker essen. Tee trinken. Schreiben. Und wieder schlafen.