Es geht wieder los. Wir dürfen nicht mehr ins Umland, mit unserem Bus. Nirgends mehr übernachten, auch nicht einsam und allein im Wald. Wir könnten die Rehe anstecken, in Brandenburg, in Mecklenburg, die Möwen am Meer. Wir dürfen nicht. Wir sind Risikogebiet. Wir. Und gleich ein Kollektiv. Ich fühle mich nicht als Kollektiv. Ich bin nicht Risiko. Im Gegenteil. Ich habe meine Praxis wieder offen, ich begleite Menschen, denen es nicht gut geht, denen es in solchen Zeiten noch weniger gut geht. Ich bin kein Risiko. Ich will nicht Risiko sein. Ich will nicht, dass Menschen, die auf einem Gehweg an mir vorbeigehen (müssen), wegsehen, den Atem anhalten, sich abwenden, weil sie sich anstecken könnten. All diese fehlenden Augenkontakte, all diese fehlenden kleinen tagsüber Lächeln, die wir früher wie selbstverständlich eingesammelt haben, meine Kinder sowieso, ich wenn es mir gut ging. Keiner sieht sich mehr an. Risiko, man könnte sich anstecken. Wir bleiben nicht nur in der Stadt sitzen, gezwungenermaßen, auch in den Ferien, die Kinder zuhause. Wir bleiben auch auf den Gehwegen unter uns, atemlos, in uns drinnen eingesperrt.