Vor fast einem Jahr, am 30. April 2020, habe ich mit einer ersten Runde Kurztexte begonnen. Corona-Blog, habe ich das genannt. Weil mir die Kraft für die langen Texte gefehlt hat, neben Kindern zuhause, Spielplätze geschlossen, Kontaktverbot. Das war im ersten Lockdown, als alle noch dachten, das wird alles nicht so lange dauern. Auch ich dachte, kurz mal ein wenig überbrücken mit Kurztexten, Blog, ein Versuch. Über den Sommer habe ich an ‚adoptiert‘ gearbeitet, am dritten Teil, das war gut. Seither krebse ich wieder mit selten gewordenen Kurztexten im Blog mal seitwärts mal rückwärts. Vor einem Jahr dachte ich noch, über Corona werde ich nicht schreiben, das will ich nicht, eben darüber genau nicht. Und nun – nun bin auch ich bei den Corona-Texten angekommen. Immer mehr Texte handeln von den Maßnahmen. Ich fühle mich unfrei. Und etwas, das ich an der Schriftstellerei immer genossen habe, war mein Gefühl von Freiheit, von fast totaler Freiheit. Auch jetzt könnte ich mich hinsetzen, öfter als ich es tue, und über komplett jedes erdenkliche Thema schreiben, das mich gerade anspringt, lockt, in die Tiefe oder Höhe zieht. Nur springt mich kaum noch ein Thema an, so abgesättigt bin ich mit Corona. Und statt nett zu sein mit mir, hacke ich noch auf meinem eigenen Kopf herum – weil mich das ärgert, dass ich keine Wege mehr finde, ringsum, mitten durch, wie auch immer, aber weiterhin mein Ding zu machen. Ich mache es nicht mehr, „mein Ding“. Es springt mich nicht einmal mehr an.