Heute ist eine Frau dabei.

Ein Müllauto steht vor dem Haus. Die kleinen Kinder bleiben stehen, winken den Müllmännern. Meistens sind es Männer. Heute ist eine Frau dabei. Sie wirkt wie eine Frau, obwohl sie in denselben Klamotten steckt wie die andern. Blonde Haare mit herrlichen Locken, ein fester runder Busen. Ein großes Gesicht, das Mann wie Frau sein könnte. Eine schlanke Gestalt, die aber groß ist und nach sehr viel Kraft aussieht. Die Männer winken in der Regel zurück, wenn Kinder am Rand stehen. Die Frau winkt nicht. Sie lächelt nicht mal. Sie macht ihren Job, holt die Mülltonnen aus den Häusern, rollt sie zwischen den geparkten Autos auf die Straße, schiebt sie den Männern zu, die sie am Müllauto einhaken und hochheben lassen. Die Frau rollt die leeren Tonnen wieder zurück, sie klingen jetzt anders. Die Türen zu den Müllräumen fallen zu. Sie läuft dem Müllauto hinterher, mit einem wiegenden Schritt, der wieder Mann wie Frau sein könnte. Auf dem Gesicht immer noch keine Spur von Regung. Nicht nur kein Lächeln. Nein, keine einzige Spur von Mimik. Als wäre das Gesicht eine Maske. Eine schöne Maske. Eine perfekte Maske. Und doch werden die Kinder leise und ehrfürchtig, fast ängstlich. Keines der Kinder winkt mehr. Keines lacht. Nun lächeln auch die Männer nicht mehr.