Ich hätte gerne eine andere Haut.

Ich habe die Haut meiner Mutter geerbt. Ich hätte gerne eine andere Haut. Eine, die im Sommer braun wird, statt fleckenübersät gesprenkelt. Alt sieht sie aus, meine Haut, wenn sie zu viel Sonne abkriegt. Wie die Haut einer alten Frau.

Ich hätte gerne eine andere Haut. Aber ich weiß, woher sie kommt. Meine Tochter weiß nicht, von wem sie ihre Haut hat. Oder ihre tollen Locken. Ich stelle mir vor, sie kommen von ihrer leiblichen Mutter. Aber woher will ich das wissen. Vielleicht sind sie auch von der Oma, die Locken, und die Haut kommt vom Vater.

Ich weiß, woher meine Haut kommt. Großmutter hatte auch schon eine solche. Sosehr ich mir im Sommer jeweils eine andere Haut wünschte, so gibt es doch ein Stück Boden in mir, zu wissen, woher alles kommt. Als könnte ich je von allem wissen, woher es kommt. Aber so fühlt es sich an. Als hätte ich zumindest die Möglichkeit, von so vielem zu wissen oder herauszufinden, woher ich es habe, von welchen Vorfahren und Ur-Vorfahren.

Ich sitze auf dem Balkon, die Sonne ist verschwunden. Für meine Haut ist das gut. Ich möchte nicht alt aussehen, nicht jetzt schon.