Diese Trauer. Das ist furchtbar. Jetzt darf das Kind nicht in die Gruppe, in der ihre beste Freundin und ihre liebste Erzieherin sind. Weil die Gruppen nicht gemischt werden dürfen. Und wie soll ich mein Kind auf dem Spielplatz von ihrer besten Freundin fernhalten?
Not-Betreuung nennt sich das System. Alle sind unglücklich damit. Ich weiß nicht, was besser oder schlimmer ist. Ein Kind in der Not-Betreuung und jeden Tag zwei drei Stunden Stress- und Trauerbewältigung. Oder ein Kind nonstop zuhause und das zweite natürlich auch, denn jetzt werden die Geschwister in der Kita zusammengeklebt, auch wenn sie schon die ganzen Tage und die ganzen Wochen zusammengeklebt zuhause sein müssen und der Altersunterschied überhaupt nicht ideal ist für tagelange gemeinsame Spiele.
Ihr habt doch den Luxus der Betreuung, drei Halbtage pro Woche. Sei doch zufrieden. Es kann alles noch schlimmer werden. Ist das ein Trost? Mir ist es kein Trost. Ich finde all die Not-Systeme furchtbar. Alle sozialen Bezüge werden auseinander gebrochen, für die Kinder, für die Eltern. Auch für alle andern Menschen. Und sie sprechen von Öffnung, von Lockerung. In meinen Ohren klingt das zynisch.
Geöffnet werden die ganzen zusätzlichen Stressfaktoren, wieder ins Büro fahren, oder online wieder die volle Leistung bringen, parallel die Kinder weiterhin die meiste Zeit oder noch die gesamte Zeit selber betreuen, auch ohne Großeltern und Verwandte und Nachbarn. Ein Ding der Unmöglichkeit, Stress pur, mehr noch als im kompletten Lockdown. Und alles zwischenmenschliche, was uns trägt und stützt und nährt, soll auf Eis gelegt bleiben bis mindestens September. Ist das Öffnung?
Ich bin wütend. Und es hilft mir nicht.
All dieses Dürfen und Nichtdürfen, in unseren Leben. Wie zerbrechlich unsere Freiheiten sind, die wir gehabt und gelebt und geliebt haben.
Ein Wut-Text, heute. Kein literarischer.