schreiben. immer weiter schreiben.

schreiben.
immer weiter schreiben.
manchmal fällt es mir schwer.
oft fällt es mir schwer.

Es ist nicht so, dass ich keine Ideen hätte. Ich habe immer Texte im Kopf. Textanfänge, Sätze, halbe Texte, ganze Texte. Es ist nur, NUR dieser erste Anfang. Mich hinsetzen und losschreiben. Mich tatsächlich hinsetzen, ich mich, aus mir selber heraus.

Meine Arbeit ist Schreiben, welch ein Glück. Und wie schwer, immer wieder, mich hinzusetzen, nicht tausend andere Dinge zu tun. Seit Corona kann ich nicht mehr auswärts schreiben, und nicht mehr mit andern gemeinsam, keine festen Termine, keine Verbindlichkeiten. Ich fühle mich wie ein Kind, das sich zwingen soll, Hausaufgaben zu machen, jeden Tag, ohne Kontext der Schule, ohne die Freunde, wie soll das gehen. Ich jedenfalls, ich könnte es nicht. Oder nur mit Druck der Eltern, immer massiverem Druck der Eltern. Ich habe keine Eltern mehr, die mir befehlen, mich hinzusetzen und zu arbeiten. Schreiben zählt für sie auch nicht als Arbeit. Schreiben ist etwas für die Freizeit. Und auch dann nur, solange es nett und freundlich bleibt. Erbauliche Texte.

Erbauliche Texte habe ich noch nie geschrieben, auch als Kind nicht. Um erbauliche Texte für die Schule zu schreiben, musste ich abschreiben. Jahrelang ging das gut, bis ich mich an Thomas Mann versuchte. Leicht abgeändert, ein berühmter Text zum Meer, nach den Sommerferien, als Bericht über den „schönsten Tag der Ferien“. Ab da ging es nicht mehr gut. Von dem Punkt an wurden meine wunderschönen Texte strengstens begutachtet. Von nun an musste ich selber schreiben.

So richtig erbaulich wurden meine Texte danach nicht mehr, wunderschön auch nicht. Ich würde meine Texte ja nur so hinkotzen, was das denn sei, ich könne doch so viel mehr. Als ich mir dann Malina aussuchte, von der Bachmann, als Abschlusslektüre, sollte es mir verboten werden – das sei keine Literatur, das sei ja nur Hingekotztes. Wahrscheinlich nicht in genau diesen Worten, die Sprache war sicher gewählter, aber sinngemäß. Seither habe ich alle Beleidigungen zu meinen unschönen Texten als Kompliment aufgefasst, als Nähe zu Bachmann. Und es über die Schulleitung durchgekämpft, dass ich solch ein hässliches „modernes“ hingekotztes Werk wie Malina als Abschlusslektüre wählen durfte.

Auch Hingekotztes kann Literatur werden.
Einfach weiterschreiben.
Jeden Tag.