In der Erde wühlen. Mit den Händen.

Manchmal gibt es jetzt Tage, da bin ich pessimistisch. So müde. Und so pessimistisch. Dann höre ich Trump, mit seinen Beweisen gegen China, und sehe den nächsten Weltkrieg. China gegen Amerika, oder Amerika gegen China. Mit so seltsamen Allianzen wie China und Korea. Ich habe keine Ahnung politisch. Auch Russland könnte sich anschließen. Und wo bleibt dann Europa? Oder Mutter Erde? Wird sie übrig bleiben, unsere Erde, um darin zu wühlen und Blumen zu pflanzen und Samen auszusäen?

Kleine Pflänzchen, die ich jedes Jahr bewundere und bestaune, wenn sie ihre Keimblätter durch die Schicht Erde stoßen, mit solch einer Kraft. Und sich entfalten, mit diesen ersten zwei Blättern, um erst in den nächsten dann ihre Form zu finden, ihre ganz eigentliche Blattform, an der ich sie bestimmen kann, Eigenschaft um Eigenschaft in riesigen Verzweigungsbäumen.

Ich habe mein Wissen verloren, all die Pflanzennamen, die mal gespeichert waren, in meinem Kopf. Aber dieses in-der-Erde-Wühlen, in jedem Frühjahr, in jedem Herbst, das ist mir geblieben. Dieses Auge für das Wunder, wenn überwinterte Pflänzchen und Knollen wieder austreiben, die verstreuten Samen von Ringelblumen und Akelei ihre Würzelchen treiben, sich festwurzeln, ihre Köpfchen heben, die ersten Keimblätter treiben. Und die Akelei vom letzten Jahr bereits wieder Blüten trägt, im Hof, und bald ihre Samen verstreuen wird. Im ewigen Wechsel. Ewig.

Ich könnte schon beinahe wieder optimistisch werden.

Im Hof wird morgen oder übermorgen die erste Rose sich öffnen, vor dem Wein, an der sonnigsten Wand. Wir haben nicht viel Sonne im Hof, ein Berliner Hinterhof. Und es reicht. Für Glück. Und Optimismus.

Vielleicht sollten wir alle ein kleines Beet haben, im Hof. Oder um die Bäume vor den Häusern. Oder wenigstens auf dem Balkon oder vor dem Fenster, am Fenstersims. Ein paar Samen einsäen, gießen, warten. Die ersten Blättchen. Und so viel Kraft, die Erde zu heben. Die Welt zu verändern. Den Planeten zu durchwurzeln, wie der Baobab beim kleinen Prinzen, wenn er ihn wachsen lassen würde. Und bald nichts anderes mehr auf dem kleinen Planeten wäre. Als Baum.