Zum Kotzen.

Zum Kotzen. Schon den ganzen Tag. So ist es immer. Es muss auch nur eine Kleinigkeit wieder los sein, in ihrem althergestammten Herkunftsfamiliensystem. Über irgendwelche Wege erfährt sie es immer. Und schon kommt ihr das Kotzen hoch, die ganze Scheiße. Und diesmal, diesmal ist es keine Kleinigkeit. Diesmal droht es einen Menschen zu zerstören. Einen jungen. Einen der nächsten Generation. Und sie hatte doch gehofft, für die nächste wird es nicht mehr so schlimm sein.

Zum Kotzen. Sie sitzt und schreibt. Sie weiß nicht, was sie von dem Ganzen halten soll. Es kann ja auch ein Virus sein. Zurzeit reden ja alle von Viren. Naja, nicht Corona, ein anderer natürlich, einer fürs Kotzen. Es steigt hoch, seit dem frühen Morgen, immer wieder. Der Geschmack kommt an, im Mund, im Rachen. Der Rest lässt sich wieder schlucken. Der Geschmack bleibt. Der Geruch fehlt, aber die Erinnerung gaukelt auch den Geruch vor, mit dem Geschmack im Mund. Kotze ist unverkennbar.

Sie wollte nicht mehr über Kotze schreiben. Sie war doch über die Anfangsjahre des Schreibens längst hinaus. In denen alles ungefiltert aus ihr herausgebrochen kam. Kotze. Und Scheiße. Und Sperma. Und wilde Kombinationen von allem. Mit Blut, immer wieder. Und verlorenen Kindern. Ermordet.

Sie hat nicht mehr schreiben wollen, in diesen Phasen. Immer mal wieder. Hat monatelang Pause gemacht. Um unvermindert weiterzubrechen, sobald der Stift wieder über das Papier flog.

Sie will auch jetzt nicht schreiben, wenn ihr zum Kotzen ist. Wohin damit. Sie möchte einen Garten haben, unter dessen Büschen sie alles begraben könnte. Im Verborgenen. Diese Blütenpracht, mit solchem Dünger. Und keiner müsste sich mehr durch Scheiße wühlen, wenn er ihre Texte lesen will. Er oder sie könnte sich erfrischen. Und erfreuen. An Fliederbüschen. Violett, weiß, und gelb.

Und dieses Summen, dieses Duften. Die warme Sonne auf der Haut. Hinter den Hecken ein paar Kinderstimmen. Diese Kinder werden nicht mehr so sehr leiden, vielleicht. Und mehr die Blumen sehen, die Farben, das Licht.